Lange Zeit hatte Unkraut bei uns einen furchtbar schlechten Ruf. Man rückte ihm mit Pestiziden auf den Pflanzenleib oder packte das Übel an der Wurzel und riss es in regelmässigen Jätaktionen ratzeputz aus.
Erst mit der Umweltbewegung in den 1980er-Jahren begann man, diese Kräuter wieder als wichtigen Teil des Ökosystems zu betrachten, erinnerte sich an ihren Nutzen als Nahrungs- oder Heilpflanzen und nennt sie seither Wild- oder Beikräuter. Oft weisen sie sogar einen markant höheren Anteil an Vitaminen und Mineralien auf als kultiviertes Gemüse.
Zum Glück gab es immer wieder Menschen wie beispielsweise den Schweizer Johann Künzle (1857-1945), die das uralte Pflanzenwissen weitertrugen. Johann Künzle ist heute u.a. bekannt als Wegbereiter der modernen Pflanzenheilkunde und soll einst über das Unkraut gesagt haben:
«Wenn die Menschen das 'Unkraut' nicht nur ausreissen, sondern einfach aufessen würden, wären sie es nicht nur los, sondern würden auch noch gesund.»
ESSTIPP
12 Wildkräuter vom Garten oder Balkon
Brennnessel
Junge, zarte Blätter als Spinat, im Smoothie, als Tee / Samen getrocknet im Müesli, Salat oder Smoothie
Fünffingerkraut
Blätter im Salat, als Tee, in der Suppe
Gänseblümchen
Blüten im Salat, als Tee, Sirup
Giersch
Junge Blätter im Salat, als Spinat, in der Suppe
Gundermann (auch bekannt als Gundelrebe)
Als Gewürz wie Petersilie
Katzenäuglein (auch bekannt als Gamander-Ehrenpreis)
Blätter, Triebspitzen und Blüten als Tee, im Salat, in der Suppe, im Kräuteraufstrich
Löwenzahn
Blätter im Salat, als Gemüse, Tee / Blüten im Salat, als Sirup, Konfitüre / Wurzeln als Kaffeeersatz
Purpurrote Taubnessel
Im Salat oder als Spinatgemüse
Sauerampfer
Junge Blätter im Salat, als Gemüse / Blütenknospen und frische Triebe als Gemüse
Spitzwegerich
Blätter im Salat, als Spinat, in der Suppe / Wurzeln als Gemüse (gekocht) / Samen als Topping für alle möglichen Speisen
Vogelmiere
Als Salat, Spinat, im Quark
Wilde Möhre
Blätter, Blüten, Wurzeln, Samen – alles roh oder gekocht
8-ung Verwechslungsgefahr! Deshalb hier – im währsten Sinne des Wortes – ein todsicherer Tipp, wie man die essbare Wilde Möhre vom giftigen Schierling oder der giftigen Hundspetersilie unterscheiden kann: In der Mitte der Blütendolde befindet sich fast immer eine oder mehrere purpurfarbene bis schwarze Miniblüten. Damit täuscht die Pflanze ein Insekt vor und lockt so weitere Insekten zur Bestäubung an. Die Miniblüten sind sehr gut erkennbar (siehe Bild oben).
Diesen Beitrag haben wir auch im Blog von Urbanroots publiziert.
Comments